Die Schützenliesl

Was aus einem ledigen Mädl vom Altlandkreis Aichach so geworden ist

Wer kennt nicht das Stimmungslied „Schützenliesl, dreimal hat’s gekracht“. Das immer wieder besungene Schützenidol, auch bayernweit dargestellt auf vielen Schützenscheiben, war kein Pseudonym. Ja, sie kam sogar aus dem Wittelsbacher Land. Ihre Großnichte Ottilie Rigl aus Arnhofen, nahe des Wallfahrtsortes Inchenhofen, verfolgte ihre Lebensgeschichte.

Das Bild der Schützenliesl hat auch nach ihrem Tod bei allen bayerischen Schützen seinen festen Platz und wird sicherlich als Kultfigur noch lange erhalten bleiben.

Das Bild der Schützenliesl hat auch nach ihrem Tod bei allen bayerischen Schützen seinen festen Platz und wird sicherlich als Kultfigur noch lange erhalten bleiben.

Diese Schützenliesl wurde als Coletta Möritz am 19. September 1860 in Ebenried bei Pöttmes geboren. Der unübliche Name Coletta deshalb, weil sie ein sogenanntes „lediges“ Kind war und in diesem Fall der Ortsgeistliche den Namen fur das Kind aussuchte. Als Strafe sozusagen für die sündige Mutter und das unschuldige Kind.

Coletta wuchs heran und ist mit ihrer ledigen Mutter Marianne schon bald nach München umgezogen. Ihre Schwester jedoch wollte nicht aus ihrem geliebten Ebenried fort und blieb bei einer Tante zurück. Aus dieser Verwandtschaftslinie stammt Ottilie Rigl.

Zurück zur Schützenliesl. Coletta, meist nur „Letta“ genannt, besuchte in München die Schule, wuchs zu einem bildhübschen Mädchen heran und wurde erst Biermadl beim Sterneckerbräu, später dann Kellnerin in diesem Lokal. Dort sah sie auch der berühmte Maler Friedrich August Kaulbach. Entzückt von ihrer jugendlichen Schönheit stellte er Coletta spontan auf einen Stuhl, gab ihr ein paar Maßkrüge in die Hand und malte sie. Das war im Jahre 1878.

Drei Jahre später machte das Ergebnis des Malers Furore. Kaulbach hatte das Mädchen noch mit einer Schützenscheibe geschmückt, die schelmisch wie eine Kappe über dem rechten Auge sitzt und schenkte deshalb das Bild dem Festausschuss des 7. Deutschen Bundesschießens, das im Jahr 1881 in München stattfand. Dieses Bild, das der Künstler zudem auf ein rollendes Faß gestellt hatte, wurde zum Blick- und Anziehungspunkt aller Schützen dieser schießsportlichen Großveranstaltung.

Da bei der Frage nach dem Namen der schönen Maid mit „Letta“ keiner etwas anfangen konnte, wurde sie kurzerhand einfach Schützenliesl genannt.

Die Schützenliesl Coletta blieb aber trotz ihrer Schönheit und Berühmtheit auf dem Boden und wurde eine tüchtige Haus- und Geschäftsfrau. Im November 1882 heiratete sie den Gastwirt Franz Buchner. Mehrere Gaststätten in München waren nun ihr Wirkungskreis. In 26-jähriger Ehe gebar Coletta ihrem Mann 12 Kinder, wurde mit 50 Jahren Witwe und heiratete nach drei Jahren einen Postbeamten, den sie ebenfalls überlebte bevor sie schließlich im Dezember 1953, 93jährig in München sanft entschlief.

Nikolaus Wittmeir

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